Filmentwicklung mit Rotwein

Filmentwicklung mit Rotwein 01Dass Kaffee Schwarzweißfilme sehr gut entwickeln kann, ist mittlerweile bekannt. Ausschlaggebend ist dabei nicht das Koffein, sondern die enthaltene Kaffeesäure. Auf der Suche nach weiteren alternativen Entwicklern bin ich unter anderem darauf gestoßen, dass Rotwein aufgrund seiner enthaltenen Kaffeesäure ebenfalls funktionieren soll. Das hört sich zwar unglaublich an, aber Caffenol funktioniert ja auch – so habe ich angefangen, zu testen.

Genau wie bei Caffenol, wird dem Rotwein Waschsoda zur pH-Regulierung sowie Vitamin C als Entwicklungsbeschleuniger beigefügt. Allerdings sind die Konzentrationen der beiden Stoffe im Vergleich zum Kaffee-Entwickler recht hoch. Auch die Entwicklung dauert meist länger, da beispielsweise viel weniger Kaffeesäure in Rotwein vorhanden ist als in Kaffee.

So habe ich mich gefragt, welche Weinsorte genutzt werden kann und ob es Unterschiede gibt. Da mir teure Weine zur Filmentwicklung verständlicherweise zu schade waren, habe ich hauptsächlich billige Supermarkt-Weine verwendet. Einen Unterschied zwischen den Sorten konnte ich bislang allerdings nicht feststellen. Deshalb gehe ich im Folgenden nicht genauer auf Weinsorte, -herkunft oder -jahrgang ein.

Das Rezept habe ich auf Grundlage dieser Ausführungen getestet und angepasst. Einen Ilford FP4 Plus Kleinbildfilm – belichtet auf 100 ASA – habe ich folgendermaßen erfolgreich entwickelt:

  • 500 ml Rotwein (20° C)
  • 50 g Waschsoda (Natriumcarbonat)
  • 2 g Vitamin C (Ascorbinsäure)

In zwei Versuchen habe ich je einmal 30 Minuten und einmal 45 Minuten entwickelt, wobei die Entwicklungsdose einmal pro Minute gekippt wurde. Eine Rotationsentwicklung kann die Entwicklungszeit aufgrund der ständigen Bewegung um ca. ein Drittel verkürzen.

Unabhängig von der Entwicklungszeit und viel stärker als bei Caffenol wird der Film vom Wein-Entwickler gefärbt. Das ist ein Nachteil, da der Film dadurch so dicht wird, dass man kaum noch hindurch sehen kann. Beim Vergrößern bedeutet das nicht nur eine stark verlängerte Belichtungszeit im Vergleich zu konventionell entwickelten Filmen. Die Färbung bewirkt auch, dass man den Ausschnitt, den man auf das Fotopapier belichtet, nur sehr schwach erkennt und das Scharfstellen dadurch nicht gerade erleichtert wird. Ob sich die Wein-Negative besser zum Scannen eignen als zum Vergrößern, muss ich noch austesten.

Folgende fünf Bilder sind Scans von den Papier-Vergrößerungen. Hier wurde 45 Minuten lang entwickelt und auf Ilford-Papier mit Gradation 2 bei einer Abzuggröße von 10 x 15 cm vergrößert:

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Es zeigt sich, dass “Wineol”, wie diese Mischung auch gennant wird, recht grobkörnig entwickelt. Nachfolgende Bilder wurden 30 Minuten lang entwickelt und auf Gradation 2 vergrößert:

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Die Scans werden den Papierbildern nicht wirklich gerecht, da die Originale etwas schärfer und um einiges kontrastreicher (also weniger “flau”) sind. Ich bevorzuge die erste der beiden Bilderreihen, da sich gezeigt hat, dass diese zeitlich recht lange Filmentwicklung bessere Schwärzen bringt.

Alles in allem reichen die Rotweinbilder nicht an Caffenol-Bilder heran, sind aber brauchbar. Und da das Arbeiten mit alternativen Entwicklern Spaß macht, empfehle ich die Rotwein-Plantscherei sehr gerne weiter. Auch wenn Weintrinker beim Zusammenmischen der Zutaten wahrscheinlich wegschauen müssen, bleibt ihnen immer noch der Trost, dass es mit jedem noch so billigen Rotwein funktioniert.

Ich selbst bin mit meinen Testentwicklungen noch nicht komplett fertig, weshalb dieser Artikel von Zeit zu Zeit noch weiter aktualisiert werden wird.

Hier noch ein Video, das die Filmentwicklung mit “Wineol” visualisiert:

9 Kommentare zu „Filmentwicklung mit Rotwein

  1. Hutschi

    Ich habe einen Film mit Rotewin nach dem angegebenen Rezept entwickelt und kann bestätigen, dass es sehr dunkel geworden ist. Man kann die Bilder gerade noch erkennen.
    Nach Erfahrungen mit Teenol werde ich mal die Rezeptur ändern.

    Auch die Entwicklungszeit scheint mir zu lang zu sein. Ich habe einen Teststreifen bei Licht entwickelt, der färbte sich in einer Minute schwarz. Mit meinem Reenol-Rezept, das ich leicht optimiert habe, wird der Film bei 45 Minuten recht gut.

    Ich vermute, dass der Wein zu kräftig war. Es war eine liebliche Sorte in einem Pappkarton.
    Auch die Menge an Waschsoda erscheint mir sehr groß, aber vielleicht muss erst die Säure neutralisiert werden, die bei Tee viel geringeren Anteil hat.

    Beim Teenol passierte einige Minuten lang nichts, ehe sich der Probestreifen schwarz färbte.

    Ich werde über weitere Versuche berichten.

    Viele Grüße von Hutschi.

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  2. G.J.

    Zufälligerweise bin ich, obwohl ich nach etwas ganz anders suchte, über Google auf diesen höchstinteressanten Artikel gelandet. Nachdem ich diesen Post durchgelesen habe, habe ich mich, völlig begeistert, dazu entschieden, die Filmentwicklung mit Rotwein mal auszutesten!
    Allerdings höchstwahrscheinlich in einem Standentwicklungsprozess (deren genauen Ablauf ich mir noch ausdenken muss). Wenn es grundsätzliche Einwände gegen eine Standentwicklung gibt, wäre es schön, wenn Du die mir mitteilen kannst. Ich bin nämlich sehr gespannt, ob aus meinem Experiment etwas wird!

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    1. Niklas RühlNiklas Rühl Beitragsautor

      Mit der Standentwicklung mit Rotwein habe ich keine Erfahrungen, würde es aber auch nicht unbedingt empfehlen, da die fehlende Agitation das Bild vermutlich noch flauer werden lässt. Ausprobieren solltest du es trotzdem, denn nur so erfährst du, ob es vielleicht doch funktioniert. Würde mich freuen, wenn du das Ergebnis hier mitteilst. :-)

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  5. Katrin und Christian

    Also wir entwickeln auch gerne mit Rotwein, aber wir trinken den lieber so nebenher beim entwickeln :) Einen versuch wird es sicher auch bei uns geben, aber auf langer hinsicht spricht selbst bei billigen Rotwein der Kostenfaktor gegen einen häufigeren einsatz, zumal wir noch andere Rezepte (Chemie entwickler) vorliegen haben die durch ihre eigenschaften einen versuch wert sind :)

    LG

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