Super 8 Filme selbst entwickeln

Als Grundlage für diesen Artikel soll das Video “Super 8 Filme selbst entwickeln” dienen. Darin gehe ich auf die Basics des Super 8 Selbst-Entwickelns anhand eines Kodak Ektachrome 100D Farbfilmes ein. Das Video ist auch am Ende des Artikel noch einmal eingebunden.

Super 8 Filme selbst entwickeln 01

Im Wesentlichen sind dafür folgende Dinge nötig:

  • natürlich ein belichteter Film :-)
  • ein komplett lichtdichter Raum (Arbeiten bei Nacht geht natürlich auch)Kodak Ektachrome 100D
  • Super 8 Entwicklungstank (in diesem Fall die Eigenbau-Version aus HT-Rohren; hier meine Erfahrungen damit)
  • Schutzutensilien wie Handschuhe, Schutzbrille und Schürze
  • E-6 Kit (z.B. von Tetenal; gibt’s unter anderem bei FotoImpex)
  • Stoppuhr
  • eine Mensur (möglichst fein)
  • Trichter
  • 4 (Labor-) Flaschen à 1 Liter
  • Protectan Schutzspray
  • Thermometer (möglichst genau und mindestens bis 45 °C)
  • Wäscheklammern (Holz; zum Aufängen des Filmes)

Super 8 Tank 01

Der belichtete Super 8 Film wird im Dunkeln in den Tank eingefädelt – am Anfang ist das Tasten der Räume zwischen den Klingeldraht-Stegen noch schwer, da hilft nur üben ;-) . Die Filmkassette muss aber nicht aufgebrochen werden: es reicht, den Film aus der Kassette heraus zu ziehen. Dabei sollten Schleifspuren auf dem empfindlichen Material vermieden werden. Wichtig ist noch, den Film mit der Schichtseite (also die Seite, auf der “EXPOSED” steht) nach außen auf den Tank zu wickeln. Befestigt werden die Filmenden, indem sie jeweils unter die Wäscheleine-Stege geklemmt werden.

Super 8 Filme selbst entwickeln 02Grundsätzlich gilt die Anleitung des E-6 Kits, jedoch ist es ratsam, die angesetzte Chemie in Glasflaschen im Wasserbad (z.B. in einem Waschbecken) nicht auf die nötigen 38 °C, sondern auf mindestens 40° C zu erhitzen. Im Tank verliert die Chemie sowieso etwas an Wärme, daher setzt man sie besser zu warm an als zu kalt. Beim Ansetzen selbst ist auf das  (peinlich) genaue Mischungsverhältnis zu achten – der HT-Rohr-Tank braucht allerwenigstens 250 ml (Voraussetzung, er steht gerade), jedoch habe ich dabei die Erfahrung gemacht, dass Filme ungleichmäßig entwickelt werden. Besser ist es also, gleich einen ganzen Liter Chemie anzusetzen, zu verwenden, und nächstes Mal die Entwicklungszeiten zu verlängern. Ein Liter Chemie reicht für vier bis fünf Super 8 Filme. Da angesetzte Chemie nicht so haltbar ist wie das Konzentrat, empfiehlt sich hier der Einsatz von Schutzspray wie “Protectan” von Tetenal. Hat man mal länger nichts zu entwickeln, können die Chemikalien zusätzlich im Kühlschrank zwischengelagert werden.

Etwa 30 Sekunden vor Ablauf der jeweiligen Entwicklungszeit wird das Bad aus dem Tank gelassen, um rechtzeitig mit dem nächsten beginnen zu können. Um Verunreinigungen der Chemie auszuschließen, sollte öfter und auch länger gewässert werden. Die Schlusswässerung findet am besten fließend statt, gefolgt von einem optionalen Bad in destilliertem Wasser. Zum Trocknen wird der Film möglichst staubfrei mit den Holz-Wäscheklammern aufgehängt. Fussel auf dem Film können vorsichtig mit einem (am besten mit destilliertem Wasser) angefeuchteten, fusselfreien, weichen Lappen entfernt werden. Einen Tag später ist er normalerweise trocken, kann mit Vorspann versehen und mit dem frisch gereinigten Projektor angeschaut werden :-D .

Agfa Moviechrome 40

Revue Superchrome RC8Beim Entwickeln von Filmen wie Agfa Movie- oder Revue Superchrome (ja, das funktioniert auch mit E-6) kann es zu starken Farbverschiebungen (bei mir nach Grün) kommen. Hier kann eine Änderung des pH-Wertes im Farbentwickler helfen. Empfehlenswert ist es, zuerst kurze Filmstreifen testzuentwickeln. Dies geht sehr gut in einem schwarzen Fotodöschen – den passenden Rotationsprozessor kann man selbst bauen (siehe Artikel):

Rotationsprozessor 01

Beim Agfa Moviechrome 40, aber auch beim Kodachrome 40, befindet sich auf der Rückseite des Filmes eine schwarze Rußschicht, die Lichtreflexionen verhindern soll. Diese kann nach der Entwicklung mit einem Lappen vorsichtig entfernt werden. Zur leichteren Ablösung sollte ein vorheriges Bad des Filmes in Natriumcarbonat (auch bekannt als Waschsoda)-Lösung (1-2 Teelöffel auf einen Liter 40 °C warmes Wasser) helfen.

Lichthofschutzschicht

Fazit: Super 8 ist kein günstiges Hobby, das steht fest. Ob es mit der Eigenentwicklung sehr viel günstiger wird, ist fraglich. Zudem investiert man viel Zeit. Jedoch kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen und auch mal experimentieren. Man kann ohne weitere Mühe Pushen oder Pullen, man kann alte Farbfilme entwickeln, Gerätschaften selbst bauen und Erfahrungen sammeln. Ich habe relativ oft die Erfahrung gemacht, dass etwas nicht funktioniert, deshalb bin ich systematisch auf die Suche nach Fehlerquellen gegangen – und habe bemerkt, was so alles schiefgehen kann. Doch fängt man mit einem auf den E-6 Prozess genormten Film an, und entwickelt ihn dann auch noch in frischer E-6 Chemie :-) auf die hier gezeigte Weise, dann kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen und man selbst wird einen Film in Händen halten, den man von der Kamera bis zum Projektor begleitet, kontrolliert und zu schätzen gelernt hat.

Super 8 Filme selbst entwickeln 03

5 Kommentare zu „Super 8 Filme selbst entwickeln

  1. Max Mustermann

    Liebe Filmentwickler,
    Kann ich auch den Kodachrome 40 selbst entwickeln?
    Bei Agfa Moviechrome 40 weiß ich das man es kann,
    Aber der K 40 ?
    Wollte nur mal so fragen, habe mir letztes Wochenende ein paar alte Super-8 Kassetten bei Ebay gekauft, zwar abgelaufen aber Cool zum experimentieren.

    Liebe grüße,
    “Max Mustermann”

    Antworten
    1. Niklas RühlNiklas Rühl Beitragsautor

      Ja, man kann, aber nur schwarzweiß. Am einfachsten als Negativ, und danach abtasten lassen. Würde man einen K-40 im E-6 Prozess entwickeln wollen, bekäme man Blankfilm.

      Antworten
  2. Friedemann Wachsmuth

    Zum Video: Ich glaube, Deine “Abspülmethode” ist kein ausreichendes Wässern. Langzeitstabil werden die Filme so kaum. Beim Wässern geht es nicht nur ums abspülen der Restchemie… Du musst die Chemiereste durch Diffusion aus der Schicht bekommen. Das braucht ein gewisses Konzentrationsgefälle für eine bestimmte Zeit, beim Abbrausen ist diese Zeit zu kurz. Besser ist es, das innere Rohr im äußeren stehen zu haben und letzteres mehrmals ganz mit frischem Wasser zu füllen. Entleeren dann durch den unteren Schlauch, denn Fixierer sinkt nach unten.
    Auf Stabi würde ich auch nicht verzichten, vor allem nicht, wenn man unzureichend wässert oder nicht-E6-Filme mit E6 entwickelt :)

    Aber tolles Video!!

    Antworten
    1. Niklas RühlNiklas Rühl Beitragsautor

      Danke für die Kritik des Profis! :-)
      Dann werde ich meine Filme in Zukunft wohl auch so “behandeln”.
      Der Grund, warum ich das Stabibad als “Möglichkeit” angegeben habe: Im E-6 Kit wird empfohlen, außerhalb des Tanks zu stabilisieren, weil sich sonst Stabireste am Tank festsetzen und so die nächste Chemie verunreinigen können. Deswegen sollte der Tank schnellstmöglich gereinigt werden.

      Antworten

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>