Was in der Fotografie eben so simpel wie genial ist, kann bei bewegten Bildern zum Problem werden: Die Lochkamera.
Schon seit einiger Zeit hatte ich mir vorgenommen, ein Lochkamera-Experiment auf Super 8 zu versuchen. Das Wichtigste dabei ist natürlich zunächst die Kamera. Wo man für Kleinbild- oder Mittelformatfilm noch Kameras aus Pappe, Holz oder Blechdosen herstellen kann, ist es beim Schmalfilm notwendig, auf eine bereits existierende Kamera zurückzugreifen. Ein großer Vorteil liegt somit in allen Schmalfilmkameras mit Wechselobjektiven, da hier das Objektiv ganz einfach gegen einen Gehäusedeckel mit winzigem Loch als Blende ausgetauscht werden kann.
Zu dieser Zeit besitzte ich keine Schmalfilmkamera mit Wechseloptik bis auf eine Quarz 1x8S-2. Hier kann man zwar das Objektiv mit C-Mount Gewinde abschrauben, jedoch liegt darunter eine weitere Linse, die fest in der Kamera sitzt. Da also auch diese Kamera unbrauchbar schien, schob ich die Idee erst einmal zur Seite.
Als ich dann schließlich eine zweite Quarz 1x8S-2 in die Hände bekam, die ich als “Ersatzteillager” für meine erste benutzen wollte, kam mir eine andere Idee, die zugleich auch noch die Neugierde befriedigen sollte, wie es denn in so einer Kamera aussieht: So habe ich die Kamera etwas genauer untersucht und die komplette Front, das heißt Objektiv, hintere Linse, Blende, Prismen und Belichtungsmesser, freigelegt, sodass ich direkt auf einen Teil der Umlaufblende schauen konnte.
Vor diese wurde dann ein Lochblech mit dem “Pinhole” geklebt, das fachmännisch mit einer Nähnadel fabriziert wurde .
Da Lochkameras zur korrekten Belichtung – verglichen mit Kameras mit Objektiven – viel mehr Licht benötigen, wird normalerweise die Belichtungszeit verlängert. Dies ist bei den meisten Super 8 Kameras jedoch sehr schwierig und nur innerhalb eines geringen Rahmens möglich: Die Aufnahmebildfrequenz muss herabgesetzt werden. So filmte ich mit 12 Bildern pro Sekunde in vollem Sonnenschein auf Kodak Ektachrome 100D Filmmaterial, das ich anschließend in der E-6 Entwicklung nochmals um zwei Blendenstufen forcierte (“Pushen”).
Bis dahin wusste ich nicht: Hat das Klebeband lichtdicht gehalten? Hat das Loch ungefähr die richtige Größe? Sind 2 Blenden Pushentwicklung in Ordnung? Wird man auf dem Film überhaupt etwas erkennen können?
Die Ergebnisse haben meine Erwartungen erfüllt: Der Film hat schöne Farben und man erkennt schemenhaft, was gefilmt wurde (siehe Video). Die letzten Sekunden des Videos zeigen einen Wolken”zeitraffer”, der mit einer zweiten, etwas kleineren Lochblende erstellt wurde. Das Bild ist hier zwar etwas schärfer, zeigt aber einen deutlichen Helligkeitsverlust. Durch die Pushentwicklung hat sieht man etwas gröberes Korn. Da im Video nur eine abgefilmte Projektion zu sehen ist, bleibt natürlich Optimierungspotential bei der digitalen Publizierung. Allerdings erkennt man den Charakter des Lochkamera-Films und den finde ich experimentell ganz gut gelungen!