Heutige Farbfilme kann man ohne Probleme selbst zu Hause entwickeln, wenn man die Möglichkeit hat, die Chemikalien auf die richtige Temperatur zu bringen. Bei Farbnegativfilmen sind das meist warme 37,5° C, Diafilme entwickelt man bei ähnlichen 38° C. Wer das schon einmal gemacht hat, weiß, dass man die Flaschen mit den Entwicklerbädern ohne große Probleme im Waschbecken auf die richtige Temperatur bekommt.
Entwickelt man Farbfilme häufiger, kann sich ein Temperierbad lohnen: Anstatt die Wärme ständig zu kontrollieren und gegebenenfalls heißes oder kaltes Wasser nachzugießen, stellt man die gewünschte Gradzahl ein und wartet, bis die Chemie passgenau vorgewärmt ist. Auch während des Entwickelns muss man sich nicht mehr darum kümmern, die Temperatur zu halten.
Bauteile
Mein Wasserbad hat circa 60 bis 70 Euro gekostet. Es geht bestimmt auch günstiger, wenn man Microcontroller oder Bausätze verwendet. Der Vorteil dieses geschlossenen Aufbaus ist allerdings, dass man weder programmieren noch löten oder 220 Volt verkabeln muss. Einfach ein paar Stecker in die Steckdose stecken und los geht’s. Folgende Teile bekommt man entweder online oder im Baumarkt:
- Plastikbox (hier mit einem Fassungsvermögen von 13,5 L)
- Universal-Thermostat (in diesem Fall „ELV UT 200“)
- Tauchsieder (Reisetauchsieder mit 350 Watt)
- kleine Umwälzpumpe + kurzes Schlauchstück
- ca. 30 cm langes Kupferrohr, Durchmesser: ca. 1 cm
- Gewindestange, 6 passende Muttern, 6 Unterlegscheiben
- 2 kleine Gummidichtungen / 2 hitzebeständige Dichtungen
- Heißkleber / wasserdichten Zweikomponentenkleber
- optional: 2 schaltbare Steckdosen
Prinzip
Das Universalthermostat hat einen Sensor, der die Wassertemperatur misst. Sobald sie unter eine bestimmte Grenze fällt, schaltet die Steckdose ein. Liegt sie über einem gewissen Wert, schaltet die Steckdose wieder aus. So bewegt sich die Wärme des Wasserbads immer innerhalb eines bestimmten Rahmens.
An der Steckdose des Thermostats hängt ein kleiner Tauchsieder, der das Wasser erhitzt. Eine Aquarienheizung könnte auch funktionieren, allerdings habe ich noch keine entdeckt, die laut Spezifikationen warm genug wäre.
Die Umwälzpumpe sorgt für Zirkulation, um das Wasser gleichmäßig zu temperieren.
Aufbau
Um den Temperatursensor wasserdicht zu machen, habe ich ihn in mit Heißkleber einem schmalen Kupferrohr fixiert und das untere Ende mit Zweikomponentenkleber verschlossen. Das Kupfer leitet die Wärme sehr gut, innen befindet sich eine Schicht Wärmeleitpaste.
Der Tauchsieder ist mit zwei Muttern und hitzestabilen Abstandshaltern mittig an einer Gewindestange befestigt. Die optimale Höhe der Stange richtet sich nach der Wassermenge. Um diese zu bestimmen, stellt man die Flaschen mit der Chemie in die mit Wasser gefüllte Plastikbox. Die Chemie in den Flaschen und das Wasserbad sollten denselben Wasserspiegel haben. Man kann ihn mit einem Stift anzeichnen. Auch den minimalen Wasserstand sollte man markieren, da der Tauchsieder nie trocken laufen sollte.

Einmessen der Temperatur
Für diesen Schritt benötigt man noch ein ausreichend genaues Thermometer. Ich habe die Ein- und Ausschaltgrenzen des Thermostats solange verändert, bis das Wasserbad laut Laborthermometer eine Temperatur von 38,5 bis 39 Grad hält. Diese Werte bleiben eingespeichert, auch wenn man das Universal-Thermostat ausschaltet. Ab jetzt heißt es nur noch: Einschalten, etwa 30 Minuten warten und entwickeln!
Für die Sicherheit
Ich habe darauf geachtet, dass die Steckdosen sich über dem Wasserspiegel befinden. Sollte einmal etwas daneben laufen, besteht nicht gleich die Gefahr eines Kurzschlusses.
Wichtig ist auch, dass der Tauchsieder immer von genügend Wasser umgeben ist (ggf. zwischendrin nachfüllen), dass die Umwälzpumpe immer läuft, um Hitzestau zu verhindern, und dass der Tauchsieder nicht die Kunststoffwanne oder die Flaschen berührt. Wenn man diese Dinge beachtet, hat man ein Wasserbad für die Farbfilmentwicklung relativ einfach selbst gebaut.
Hinweis an Nicht-Selbstbauer: Auf eBay findet man manchmal auch gebrauchte Laborwasserbäder.
Vielen Dank für die super Anleitung. Habe es heute nachgebaut und funktioniert super. Ich habe allerdings ein anderes Thermostat verbaut – mit wasserdichtem Sensor (IP68). Das war sogar ein kleines bisschen günstiger als das Conrad-Modell und ersparte mir die Kupferstange.
Danke, Michael, für den Tipp mit dem Sensor! Das macht die Sache nochmal einfacher.
Perfekt. Danke. JM