Viele Super 8 Kameras haben eine eingebaute Zeitraffer-Steuerung, also einen Intervalltimer, der es ermöglicht, Zeitraffer-Aufnahmen mit einer Aufnahmefrequenz von einigen Bildern pro Sekunde bis zu einem Bild alle paar Minuten anzufertigen. Möchte man jedoch längere Vorgänge in einer ankzeptablen Wiedergabezeit festhalten – beispielsweise das Wachstum einer Pflanze – kommt die kamerainterne Zeitrafferfunktion schnell an ihre Grenzen. So ist das längste Intervall, das meine Super 8 Kamera “hergibt”, drei Minuten. Darüber hinaus geht nichts mehr.
Jetzt folgt etwas simple Mathematik: Würde man einer Pflanze zehn Tage beim Wachsen zuschauen und würde bei einer späteren Wiedergabefrequenz von 24 Bildern pro Sekunde alle drei Minuten ein Bild gemacht werden, wäre die so entstandene Zeitraffersequenz immerhin drei Minuten und zwanzig Sekunden lang. Ganz abgesehen davon, dass mit dieser einzelnen Einstellung bereits eine ganze Super 8 Kassette gefüllt wäre, wäre der Wachstumsprozess ziemlich langwierig dargestellt.
Ein analoger Impulsgeber wie derjenige, den ich für die einzelbildweise Ausbelichtung digitaler Filme gebaut habe, scheidet auch aus. Natürlich könnte man ihn mit angepassten Bauteilgrößen dazu bringen, das Intervall zu vergrößern, jedoch müsste man dann die Zeit zwischen den Impulsen mit einer Uhr abmessen. Auch nicht besonders schick.
Dann gibt es ja noch die digitale Möglichkeit: Da dies das erste Mal war, dass ich eine solche Steuerung vorhatte zu bauen, wollte ich noch auf den Einsatz eines Microcontrollers verzichten. Ich baute stattdessen auf eine Steuerung per Parallelport. Diese Schnittstelle hat den Vorteil, dass sie – wie der COM-Port auch – per Software angesprochen werden kann. Dabei können Signale nicht nur ausgegeben, sondern auch eingelesen werden, was bedeutet, dass überprüft werden kann, ob der Schaltvorgang auch wirklich funktioniert. Ein recht einfaches Programm zur Ansteuerung der Super 8 Kamera per Parallel-Port sieht so aus:
Das Programm habe ich so auf meine Bedürfnisse angepasst, dass eingestellt werden kann, in welchem Intervall die Kamera ein Bild machen soll (einstellbar von einem Bild pro Sekunde bis hin zu einem Bild alle x Wochen, was zwar ziemlich übertrieben, aber theoretisch möglich ist). Zudem kann über die Soll-Länge der Sequenz und die spätere Abspielfrequenz berechnet werden, wie viele Bilder insgesamt gemacht werden müssen und wie lange die Aufnahme in reeller Zeit dauert.
Das Programm zeigt dann während des Betriebes an, wie viele Bilder bereits gemacht wurden und ob der Parallel-Port ordnungsgemäß geschaltet wird.
Für zukünftige Tests ist auch interessant, die Zeitraffer-Intervalle direkt während der Aufnahme mittels Funktionsgleichung linear, quadratisch oder exponentiell zu verändern, sodass beispielsweise Wolken zunächst sehr langsam, dann aber immer schneller zu ziehen scheinen. Das Feld der Möglichkeiten ist hier ziemlich weit und noch keinesfalls ausgeschöpft.
Das Programm ist jedoch nicht die einzige Komponente, die für mein Vorhaben nötig war: Es braucht nämlich noch etwas Hardware – genauer gesagt, eine Relaisplatine.
Hier wird der Strom des Parallelports verstärkt und mit diesem Impuls ein Relais geschaltet, das wiederum mit dem elektrischen Fernauslöser der Kamera verbunden ist. Das Relais direkt hinter den Parallel-Port zu klemmen ist wohl keine so gute Idee, da man ja noch möglichst lange etwas von ihm haben will. Als externe Stromquelle kann ein USB-Port dienen. Besser ist jedoch ein Netzteil, da häufige Schaltvorgänge innerhalb relativ kurzer Zeit dem USB-Port vermutlich auch nicht unbedingt gut tun.
Das Programm sowie die Platine arbeiten hervorragend zusammen. Man braucht eben einen PC mit Parallel-Port, der während der gesamten Aufnahmezeit eingeschaltet ist und möglichst in der Nähe der Settings steht – je nach Länge des Klinkenkabels zur Kamera.
In folgendem Video wird die Funktionsweise des Aufbaus nochmals verdeutlicht:
Interessante Sache!
Als ich die Selbstbauplatine sah, fiel mir ein, daß ich noch “irgendwas” in der Art “irgendwo” rumliegen haben müßte, denn sowas gab (oder vermutlich gibt) es doch mal.
Und Tatsächlich! – Sieht sogar noch wie neu aus: BILDLINK
Da zum Fernauslösen der Kamera vermutlich keine großen Spannungen/Ströme geschaltet werden müssen, würde ich es im Selbstbau allerdings per elektronischen Schalter (4016 o.ä.) machen oder bei einem Kanal einfach über eine passende Transistorschaltung. Eine Relaisschaltung ist m.E. “oversized”
Es geht eher darum, dass lediglich ein Kontakt geschlossen werden soll. Diese Schaltung ist genau richtig, leicht nachvollziehbar, erfüllt ihren Zweck, es sind wenige Bauteile nötig und sie ist ausbaufähig.