Heutzutage werden Super 8 Filme häufig von speziellen Dienstleistern oder auch in Eigenregie zu Hause digitalisiert, um sie auf DVD oder BluRay für die Nachwelt festzuhalten. Ich wollte wissen, ob es auch umgekehrt funktioniert und habe in einem neuen Projekt ursprünglich digitale Filme auf Super 8 gebannt.
100 Jahre Haltbarkeit sind für Filmmaterial kein Problem – wie es mit digitalen Datenträgern und Langzeitstabilität aussieht, wird sich noch zeigen.
Allerdings wollte ich das Projekt nicht aus Haltbarkeitsgründen durchführen, sondern vielmehr aus Spaß an der Technik, am Basteln und an der Erfahrung, was mit Schmalfilm möglich ist. So hatte ich bereits vor geraumer Zeit die Idee, einen Film von einem Monitor mit einer Super 8 Kamera abzufilmen – beispielsweise Titel, Studio-Logos oder selbst erstellte Kurzfilme. Was man damit auch realisieren könnte, ist das Pro8mm – Verfahren, nur umgekehrt: Hier dient Super 8 nicht ausschließlich als Aufnahme-, sondern eben nur als Wiedergabemedium.
Nun machte ich folgende Überlegungen:
- Um Digital auf Analog zu bannen, wird ein Röhrenmonitor oder -fernseher keine gute Wahl sein: auch wenn man den Film anhält, wird das Bild immer noch 25 mal in der Sekunde gewechselt – auf dem Film wären ohne exakte Synchronisierung schwarze Balken zu sehen. Also muss ein Flachbildmonitor her.
- Die Helligkeit macht’s. Zunächst benötigt man Filmmaterial, das empfindlich genug ist, bei mittlerer von einem Monitor abzufilmen.
- Der Film soll sich nicht auf einem Wechseldatenträger, sondern auf einer Festplatte befinden. Mit einem Computer hat man mehr Möglichkeiten, den Ablauf zu steuern, als mit Fernseher und Fernbedienung.
- Der Monitor sollte eine entsprechende Größe haben (z.B. ein Flachbildfernseher mit VGA- oder HDMI-Eingang). Dadurch kommt durch eine geringere Brennweite auch mehr Licht auf den Film.
- Des Weiteren ist zu beachten, dass ich das Projekt zunächst nur mit Schwarzweißfilm durchführe, um mögliche Farbverschiebungen durch abweichende Farbtemperaturen des Monitors und des Super 8 – Filmes zu verhindern. So könnte auch mit invertiertem Bild und Negativmaterial gearbeitet werden. Für eine spätere Selbstentwicklung wären weniger Arbeitsschritte nötig.
- Digitale Videos haben eine Bildrate von 25 Bildern in der Sekunde, Super 8 nimmt 18 oder 24 B/Sek. auf. Somit ist das bloße Abfilmen nicht sehr geeignet zur Analogisierung. Hier wird eine Einzelbildschaltung benötigt, die Bild für Bild einzeln aufnimmt. Nur so ist ein balken- und streifenfreies Abfilmen möglich. Da es sehr mühsam ist, jedes Bild per Hand weiterzuklicken und danach an der Kamera ein Bild auszulösen, sollte eine Vorrichtung her, die PC und Kamera synchronisiert – wenn möglich schneller als per Hand. Hier wird etwas Basteln helfen.
- Bei 24 B/Sek. hat eine 15 Meter Super 8 – Kassette eine Laufzeit von 2,5 Minuten. Dies reicht aber für mich, da ich sowieso nicht vorhabe, ganze Spielfilme o.ä. zu übertragen .
Materialien und Aufbau
Als Filmmaterial dient Kodak Tri-X in Super 8 – Kassetten, das sowohl zu Positiv-, als auch zu Negativfilm verarbeitet werden kann. Die Kamera ist eine Minolta XL 64 Sound. Sie hat einen 2,5 mm – Klinkenanschluss für einen Kabelauslöser, an dem später die “Steuereinheit” angeschlossen wird. Abgefilmt wird von einem Flachbildfernseher, der das bereits zu Schwarzweiß konvertierte und bildmäßig optimierte Video anzeigen soll und mit einem PC verbunden ist, dessen Mediaplayer eine Schaltfläche zur Einzelbildwiedergabe hat. Das Video hat eine Auflösung von bis zu 1920 x 1080 Pixeln und liegt als MPEG-Datei vor. Somit ist die Qualität zwar nicht bestmöglich, aber massentauglich.
Die Steuereinheit
Die Elektronik der Einheit, die PC und Kamera synchronisiert, habe ich aus simplen Bauteilen selbst zusammengestellt. Die Platine wurde geätzt und danach verlötet. Sie besteht aus dem Timer-Chip “NE555″, der – je nach Aufbau der Schaltung – in regelmäßigen Abständen einen Impuls an seinen Ausgang abgibt. Dort sitzt ein Relais, welches wegen der galvanischen Trennung von Stromkreis und Fernauslöser der Kamera zum Einsatz kommt. Verbunden werden die Ausgänge des Relais mit dem Klinkenkabel der Kamera. In ein Gehäuse verpackt, sieht es so aus:
Ursprünglich war dieser Oszillator gedacht, um Zeitrafferaufnahmen mit der besagten Kamera machen zu können. Indem ich an die zweite Stellung des Relais zwei Leitungen angelötet habe, können nun zwei Geräte abwechselnd mit einem Impuls versorgt werden – einmal, wenn das Relais unter Spannung steht und die Relaiszunge einen Stift berührt, und noch einmal, wenn der Stromfluss abbricht und das Relais an den ursprünglichen Stift zurückkehrt. Um dies zu verdeutlichen, ist hier eine Schemazeichnung dazu (dabei steht ein Lampensymbol für die Steuerung der Maus, das andere für die der Kamera):
Über die beiden verstellbaren Widerstände an der Gehäusefront kann man die Dauer der jeweiligen Impulse verändern. Betrieben wird das Gerät mit einer 9 Volt Blockbatterie. Diese ließe sich bei Dauerbetrieb auch durch ein passendes Netzteil ersetzen.
Wie bereits erwähnt, wird Ausgang A des Relais mit der Kamera verbunden. Somit muss Ausgang B (also die Drähte, die aus dem Gehäuse schauen) irgendwie mit dem PC verbunden werden. Hier kam mir der Einfall, aus einer Computermaus die Kontakte der linken Maustaste abzugreifen und aus dem Gehäuse zu führen. Diese modifizierte Maus sieht dann so aus:
Jetzt werden die Drähte der Maus mit den Drähten der Steuereinheit verbunden und die Maus an den PC angeschlossen (in diesem Fall ist es eine USB-Maus, sodass auch Laptops daran angeschlossen werden können):
Hier war wichtig, dass die Abspiel-Software es zulässt, den Film per Mausklick um ein Bild weiterzuspulen – nicht nur per Tastendruck der Tastatur, wie es häufig der Fall ist. Als Software kam hier der “Media Player Classic” zum Einsatz. Da dieser leider keine .mp4-Dateien abspielt, wurden sie erneut als .mov in gleicher Auflösung ausgespielt. Dies führt zu einer kleineren Datei, die auch stärker komprimiert ist, jedoch nicht so stark, dass es zu sehr ins Gewicht fällt.
Ausrichtung der Kamera
Die Super 8 Kamera wurde in etwa 1,5 m Entfernung auf einem Stativ aufgestellt. Mittels Testbild auf dem Monitor wurde die Schärfe eingestellt. Durch die unterschiedlichen Bildformate von Super 8 (4:3) und Monitor (16:9) gehen bei einem Film, der in 16:9 ausgespielt wird, an den Seiten einige Informationen verloren. Also sollte der digitale Film entweder in 4:3 vorliegen, oder die wirklich wichtigen Motive sich in der Mitte des Bildes befinden. Das Bild selbst kann natürlich auch verkleinert werden – dann sind allerdings im Super 8 – Film oben und unten schwarze Balken zu sehen.
Belichtung
Natürlich wird nicht mit der Kameraautomatik, sondern manuell belichtet: Dabei werden mit dem kamerainternen Belichtungsmesser mehrere Stellen im Film angemessen, die “mittlere Grautöne” enthalten (also weder zu viel Weiß noch zu viel Schwarz) und ein Mittelwert an der Blende eingestellt. Möglicherweise kann auch eine graue Fläche angemessen werden. Dann kann die Aufnahme beginnen.
Aufnahme, Entwicklung und Ergebnis
Nachdem der Film belichtet war, wurde er als SW-Umkehr entwickelt. Das Ergebnis einer Sequenz von etwa zehn Sekunden Länge lässt sich sehen: selbst bei einer Auflösung in DVD-Qualität (720 x 576 Bildpunkte) sind auf dem Filmmaterial keine Pixel zu sehen. Der große Monitor bringt eine gute Helligkeit sowie ein pixelarmes Bild.
Hier zwei Standbilder zum Vergleich – links das Originalbild (digital), rechts selbes in Super 8:
Es fällt auf, dass die Super 8 Aufnahme etwas zu dunkel ist. Dies liegt jedoch vermutlich an einer Unterentwicklung und hat auf die Begutachtung des Bildes keinen großen Einfluss. Sowohl im Standbild als auch in der Projektion sieht man keine Pixel oder Punktraster – lediglich das für echten Film typische Korn. Vergleicht man beide Bilder, wird deutlich, dass es bei einer Analogisierung von Videos im Format 4:3 kaum Verluste im Bildausschnitt geben muss. Im Format 16:9 sähe das natürlich anders aus.
Den Projektaufbau und die entstandene Sequenz gibt es hier im Form eines kurzen Videos zu sehen.
Pingback: Zeitraffer-Steuerung über Parallel-Port | NR Blog
Hallo Niklas,
wir wären an einem solchen Gerät als Anwender interessiert. Denkst Du, es gäbe eine Möglichkeit ein solches für uns zu bauen?
Beste Grüsse
Patrick
Hallo Niklas,
Fantastisch… noch ein bisschen “Feintuning”, insbesonders in Sachen Bildausschnitt und Helligkeit, und du hast deine eigene “Analogisierungsanlage”… Grosses Kompliment… Ich selber bin noch nicht ganz soweit, werde aber nach genau demselben “System” arbeiten…
Rudolf