Der Titel verrät ja schon, worum es hier geht: Eine Lochkamera, gebaut aus einer Streichholzschachtel, Kleinbildfilm und noch etwas Zubehör.
Auf den eigentlichen “Bau” gehe ich hier nicht weiter ein, immerhin habe ich ihn in einem Video dokumentiert . Eines soll aber dennoch gesagt sein: Das Element, das besonderer Aufmerksamkeit bedarf, ist das Loch. Ist es zu groß, werden die Bilder unscharf, ist es zu klein, kommt evtl. nicht genügend Licht hindurch. Somit ist Ausprobieren angesagt, aber es lässt sich sagen, dass das Loch besser etwas zu klein ist als etwas zu groß.
Die optimalen Belichtungszeiten lagen bei mir (mit 100 ASA) im Tageslicht bei unter einer Sekunde, in Räumen bei höchstens 10 Sekunden.
Bis jetzt habe ich nur S/W – Filme damit belichtet, entwickelt wurde mit Caffenol (wenn schon die Kamera selbst gebaut, dann auch den Entwickler selbst gebraut ).
Im Laufe der Zeit habe ich mehrere Versionen der Kamera gebaut und bin zu erstaunlich guten Ergebnissen gekommen.
Im Vergleich zur ersten Kamera beträgt die Bildfläche nun 24 x 24 mm (natürlich ist der innere Teil der Schachtel nach wie vor austauschbar). Zudem wurde ein Klickzähler an der neuen Filmrolle angebracht, um keinen Film zu verschwenden. Hierzu kann – hat man keine Spiralbindungen im Haus – ein Stück gebogener Draht (z.B. von einem College-Block) verwendet werden:
Die Joghurtdeckelfolie, in die das Loch gestochen wurde, ist durch ein Stück des Aluminiumbodens einer Kakaodose ersetzt worden. Dieses wurde mit einer dünnen Nadel angestochen, die beim Stechen leicht gedreht wurde. Da das Aluminiumplättchen stabiler ist als die Alufolie, kann hier auf der durchgestochenen Seite etwas Grat weggeschmirgelt werden. Somit wird die Qualität des Loches erhöht.
Mit einem Scanner oder einem Vergrößerer (ein Diaprojektor tut es sicherlich auch) kann das Loch ausgemessen und begutachtet werden. Es sollte möglichst rund sein – der optimale Durchmesser beträgt etwa 0,14 mm.
Neu ist auch, dass Farbfilme belichtet wurden. Möchte man diese nicht selbst entwickeln, können sie auch abgegeben werden – allerdings auf die Gefahr hin, dass die Negative falsch geschnitten werden. Das sollte man aber verhindern können, indem man das erste Bild auf dem Film überbelichtet und dann immer um die gleiche Klickzahl weiterspult.
Auf diese platzsparende Weise passen auf einen 24er Kleinbildfilm knapp 40 Aufnahmen, auf einen 36er sogar über 50. Bei Farbnegativfilmen mit 200 ASA gelten bei Sonnenschein sehr kurze Belichtungszeiten von unter einer Sekunde. Das verwendete Filmmaterial war Fuji Superia.
Wie man sieht, sind diese Bilder für Lochkameraverhältnisse ungewöhnlich scharf. Hier wurde das richtige Filmmaterial richtig belichtet. Das Loch war nicht zu groß (was zu Unschärfe führen würde), aber auch nicht zu klein (was starken Randlichtabfall bedeuten würde, zu sehen auf dem ersten Bild). Es sei gesagt, dass bei Außenaufnahmen, besser etwas zu kurz belichtet wird als etwas zu lang, da die Farben sonst blasser werden.
Meine Negative waren leider nicht vor falschem Schneiden gefeit. Hier hilft möglicherweise der Vermerk “Nur Negative. Nicht Schneiden.” auf der Entwicklungstüte. Man verliert dadurch kein Bild, erhält aber auch keine Vergrößerungen.
Eine Doppelbelichtung hat auch gewisse stylische Effekte :
Für erste Versuche in der Lochkamera-Entwicklung ist auch eine Spiegelreflexkamera geeignet: man nimmt eine alte Bajonett-Abdeckung, und durchsticht diese mit einer heißen Nadel. Alternativ schneidet man ein größeres Loch in die Kappe und nutzt diese so als Träger um verschiedene Lochgrößen und Materialien für die Blende zu testen.
Vielen Dank für die Bauanleitung! Habe die Kamera gerade nachgebaut – bin gespannt auf das Ergebnis. Eine vielleicht doofe Frage: wieso muss ich den Film denn überhaupt zurückspulen? Ich entwickle den Film danach selbst mit Caffenol…
Viele Grüße, Franziska
Müssen tust du gar nichts Aber wenn du die Lochkamera wiederverwenden willst, wäre es besser, den Film zurückzuspulen.
ich wollte fragen ob man mit dieser Lochkamera eine halbwegs gute Sonnenbeobachtung machen kann ,
würde mich einfach mal interresieren und würde dies auch ausprobieren, wenn du meinst das dies gut funktioneren könnte.
Das habe ich noch nie versucht. Aber “Solargraphie” ist hier das Stichwort: Lochkameras, die sehr lange belichten (Monate) und dann die Laufbahn der Sonne über das Jahr verteilt abbilden, sogar ohne Entwicklung des Papieres.
hey niklas,
ich bewundere Deine engelsgeduld beim fragen beantworten.
bin über das video hier gelandet (heute meine hasselblaski-ananasdosen-6×6-pinhole probegefahren und dachte, ich schaue nochmal nach anderen varianten).
“darf da nur kein tageslicht rankommen?”… tsk!
Ciao, Niklas,
toll, Deine Bauanleitung für eine Streichholzschachtel- Lochkamera. Danke!
Hab eine gebaut und mit einem SW-Film bestückt.
Du hast auch Farbfilme benutzt.
Hast Du die selbst entwickelt und abgezogen (Du bist wohl Profifotograf) oder kann man einen in der Streichholzschachtel belichteten Farbfilm auch im Fotolabor abgeben und brauchbare Ergebnisse erzielen?
Was muß man gegebenenfalls beachten (evtl. Kommentare auf der Bearbeitungs-Tüte)
Hallo … ich habe eine dringende frage… und ein großen notfall.. ich möchte das als projekt für phisik machen … hab es auch schon gemacht und stelle nun fest das ich nur eine filmrolle habe ist das sehr schlimm? was für komplikationen können auftreten? und noch was ich versteh das leider nicht so richtig, wenn ich den film weiter drechen will wie oft muss ich ihn dan drehen? oder wie viel? ich habe keinen klik zähler oder so etwas in der art. auserdem habe ich noch eine frage ich habe die filmrolle rechts angebracht … ist das schlimm? bitte um schnelle rückantwort da ich morgen schon das projekt herzerzeigen möchte danke schon im Vorraus
Hi Niklas,
hast du Erfahrung mit dunklen Räumen? Möchte in Clubs fotografieren in denen die Belichtungszeit bei 2 – 8 Sec, f1,8 bei 400ASA liegt…. Hatte mir gedacht, die “Kamera” an die Wand zu kleben und dann einige Stunden zu belichten… (Neopan 1600 könnte das ja vielleicht reduzieren).
Außerdem, hatte ich vor das Ganze ohne Filmrollen zu bauen. Also praktisch ein Stück Film an die Rückwand der Schachtel im Dunkeln einlegen und dann sozusagen ein Bild pro Kamera rausbekommen. Möchte auf keinen Fall, dass das Ding wie eine Kamera aussieht. Am liebsten wäre es mir, man sieht es im schummrigen Licht gar nicht….
Wär über alle Tipps super-dankbar!!
viele Grüße
Elisabeth
Die Lochkamera mit einzelnen Filmstücken zu betreiben ist eigentlich kein Problem. Der Film wird ja durch die “Schublade” an der Rückwand der Streichholzschachtel fixiert – nur muss man dafür sorgen, dass an den Seitn kein Licht einfällt.
Bei den Belichtungszeiten kann ich wieder nur empfehlen: ausprobieren. Aber je nach Filmempfindlichkeit wird die Belichtungszeit bei deutlich über 10 Minuten liegen – einige Stunden sind womöglich etwas zu lang. Bei Langzeitaufnahmen kommt dann auch noch der so genannte “Schwarzschildeffekt” ins Spiel, der die Belichtungszeit nochmals verlängert.
Hallo Niklas,
zuerst: Super Seite!
dann eine Frage: Weshalb machst du das Aluminium und Klappe(“Blende”) aussen Schwarz und nicht innen?
Vielen Dank im Voraus!
Im Prinzip kann man beide Seiten – außen und innen – schwärzen. Innen, damit keine Reflexionen entstehen und außen, damit auch wirklich kein Licht einfällt (was durch die dicke Pappe eigentlich sowieso nicht passieren sollte).
wie bekommt man den Film eigentlich heraus? Muss man bei der Lochkamera das Klebeband wegmachen um an den Film zu kommen oder geht das auch anders?
Also das Klebeband muss schon weg, sonst kommt man ja nicht an den Film. Wenn man es vorsichtig macht, kann man die Lochkamera sehr oft wiederverwenden.
moin
ich wollte mal was fragen
1. wenn man den zähler einbaut guckt doch immer ein kleines stück des film raus oder muss man den zähler dann noch irgendwie abdecken ..sonst wird das stück des films ja belichtet
2.wenn man mit nem 200 asa film bei sonne weniger als 1 sekunde belichten soll wie kann man das denn messen einfach auf-zu?
und wenn kein perfektes lich da is kann man ja nur schätzen wie lange man belichten soll…zb im fast dunkeln muss man ja bistimmt
n paar stunden belichten oder?
3. is das schlimm wenn man die rolle nich befestigt und der film sich immer zurückspult ..also hat das irgendne auswirkung aufs foto oder is das einfach nur lästig?
vielen dank
1. Zuerst den “Zähler” an die Patrone kleben, diese an die Schachtel stecken und lichtdicht abkleben.
2. Da muss man testen und auch mal nach Gefühl gehen. Aber Referenzwerte wurden ja genannt. Immerhin wird hier mit Film gearbeitet, nicht mit Fotopapier, was die Belichtungszeit eigentlich nicht in den Bereich von Stunden legt.
3. Damit das nicht passiert, nimmt man ein kleines Stück Papier, faltet es zusammen und klebt es mit etwas Spannung über den Spulenkern. Dieser steht immer auf Spannung und der Film bleibt aufgerollt.
danke für die schnellle antwort aber hast du ne idee wie man den film dann weiterdrehen kann?
Evtl. mit einer Art Stift, den man unten durch die Schachtel steckt und in die Achse der Filmpatrone einhakt.
hej,kann man die lochkamera auch mit einer großen streichholzschachtel bauen und die filme in die schachtel legen??
danke schonmal:)
Klar geht das. Man muss nur irgendwie den Film plan und die Schachtel lichtdicht bekommen.
Ganz doofe Frage:
Der “Auslöser” ist das Hochziehen der Abdeckung über dem Loch, oder?
Richtig.
hallo,
ich wollte mich bedanken,das du diese video im internet gestellt hast…das ist eine sehr grosse hilfe und deine bilder sind sehr künstlerisch!
ich wünsche dir alles gute und sehr,sehr viel erfolg:-)
lieben gruss
silvana
Moin,
hier mal ein Paar Ergebnisse von mir – klappt alles wunderbar!
https://picasaweb.google.com/111371262733965324914/LochkameraI02?authkey=Gv1sRgCO-Fr-vu167MdA&feat=directlink
hatte jedoch ziemlich oft einen vertikalen Lichtstreifen über einigen Bildern – da war wohl etwas nicht 100%ig abgedeckt.
Der Klickzähler ist ne gute Sache, werd ich mir für den nächsten Film auch mal einbauen, hatte ich bisher noch nicht.
Das Ganze macht richtig Spaß, Danke nochmal für deine Anleitungen, Tips und Ratschläge!
Tschö, Jonas